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Lectorium Rosicrucianum

  1. Internationale Ausbreitung
  2. Krisen und Abspaltungen
  3. Apokalyptik
  4. Der magnetische Körper der Geistesschule
  5. Asketisches Leben: Vegetarismus und Sexualität

Internationale Ausbreitung

Schon sehr früh wurde das Lectorium Rosicrucianum auch international aktiv. Bereits 1934/35 begründeten Caroline Sandvoss und ihr Mann, die nach Brasilien ausgewandert waren, in São Paulo einen Zweig des Lectorium Rosicrucianum. Allerdings löste sich Herr Sandvoss 1951 vom Lectorium Rosicrucianum und kehrte zur Rosicrucian Fellowship Max Heindels zurück. Jegliche Vertretung des Lectorium Rosicrucianum in Südamerika hatte dadurch wieder aufgehört.1 Neue Initiativen ermöglichten, daß am 3. April 1965 ein großer, neugebauter ,Aquarius-Tempel" in São Paulo als Zentrum der Arbeit in Brasilien eingeweiht werden konnte. 1982 gab es in Brasilien darüber hinaus noch einen Konferenzort ,O Novo Sol" mit Graltempel in Patos de Minas, einen kleineren Konferenzort in Marilia und einen eigenen Jugendtempel in Fortaleza. Insgesamt zählte man dort über 1000 Mitglieder im Lectorium Rosicrucianum, Jugendwerk und Vorhof. Auch in anderen südamerikanischen Ländern wie Bolivien und Kolumbien ist das Lectorium Rosicrucianum mittlerweile vertreten.

In der Schweiz fand 1966 die vierte der großen Aquarius-Erneuerungskonferenzen in Basel statt. Das eigentliche Zentrum entstand jedoch in Caux, wo am 9. September 1978 das ,Foyer Catharose de Petri" eingeweiht wurde. Es befindet sich in einer großen fünfgeschossigen Villa, vor der ein moderner Tempel errichtet wurde. Darüber hinaus gibt es Zentren in anderen Schweizer Städten, so in Basel, Lausanne, Lenzburg und Thun.

In Frankreich bestand bereits 1967 eine Anhängerschaft, so daß in Toulouse die 5. Aquarius-Konferenz stattfinden konnte. Mittlerweile gibt es 4 Konferenzorte und zahlreiche Zentren. Auch in Belgien, Italien, Ungarn, Spanien und Schweden hat das Lectorium Rosicrucianum Fuß gefaßt, ohne daß die Entwicklungen hier im einzelnen aufgerollt werden könnten. In England war die Situation schwierig. Die Zeitschrift ,Pentagramm" berichtet in Heft 3/1987, daß am 25. April 1987 in Redhill südwestlich von London nach fast zehnjährigem Bemühen endlich ein Gebäude erworben und für die Arbeit des Lectorium Rosicrucianum geweiht werden konnte, und kommt zu der Feststellung: ,Im Vergleich zu anderen Ländern bietet Groß-Britannien besondere Mühe." Ähnlich muß die Situation in Tunesien und Griechenland sein. Auf älterem Briefpapier findet man noch Hinweise auf Zentren in diesen Ländern, offenbar ist die Arbeit dort aber zum Erliegen gekommen.

Nach der politischen Öffnung wurde auch die Arbeit in den Ländern des ehemaligen Ostblocks intensiviert. Anfänge gab es bereits vorher. Im Oktober 1986 wurde in Polen das Lectorium Rosicrucianum als religiöse Richtung behördlich anerkannt. Eine erste Zusammenkunft fand in Wroclaw (Breslau) statt.2 Ein erstes Zentrum konnte jedoch erst am 29. April 1988 in Wroclaw (ul. Wandy 7) in 2 aneinandergrenzenden Privatwohnungen eröffnet werden.3 Im Oktober 1990 fand eine Konferenz mit 180 Teilnehmern in Rydnia nördlich von Warschau statt.4

In Rußland konnte das Lectorium Rosicrucianum am 29. März 1992 erstmalig öffentlich auftreten. Dies geschah im Zusammenhang mit einem Kongreß zum Thema ,500 Jahre Gnosis in Rußland", der durch die Bibliotheca Philosophica Hermetica organisiert worden war. Viele Interessenten konnten damals gewonnen werden, die sich zu einem schriftlichen Einführungskurs anmeldeten.5 1994 wurde die kontinuierliche Arbeit in St. Petersburg und Moskau aufgenommen.6

Krisen und Abspaltungen

Bei einer Organisation von der Größe des Lectorium Rosicrucianum und angesichts des enormen geistlichen Anspruches ist es nicht verwunderlich, daß es auch zu Krisen kam. Die wohl einschneidendste trat nach dem Tod Jan van Rijckenborghs ein, als sich 1969 sein eigentlich zum Nachfolger designierter Sohn nach internen Auseinandersetzungen zusammen mit über 100 Mitgliedern vom Lectorium Rosicrucianum trennte. Diese Vorgänge werden im Buch genauer beschrieben.

Bereits vorher hatte es Reformbewegungen im Lectorium Rosicrucianum und größere Austrittswellen gegeben. 1951/52 gab es eine Tendenz, mit den deutschen Zentren einen eigenständigen Weg zu versuchen. So bemühte man sich mit der am 1. Dezember 1951 gegründeten ,Neuen Internationalen Transfiguristischen Schule für deutschsprechende Länder" (N.I.T.S.) mit Sitz in Frankfurt a. M. darum, eine vom niederländischen Lectorium Rosicrucianum ,geistig wie organisatorisch" unabhängige Schule aufzubauen. Dieses Reformprojekt scheiterte jedoch und kam bereits nach ca. 2 Monaten wieder unter die niederländische Zentralverwaltung.7

Eine wirkliche Trennung vom Lectorium Rosicrucianum vollzog sich Ende der 60er Jahre noch kurz vor dem Tod von Jan van Rijkkenborgh. Einer der langjährigsten Schüler des Lectorium Rosicrucianum, Herr Van der Kuyp, war in innerlichen Konflikt mit dem Lectorium gekommen: Für sein Empfinden ließ sich in einer solch großen Organisation nicht mehr die richtige innere Seelenqualität gewinnen, auf die es ankomme. So entstand eine eigene, kleinere Gruppe mit Sitz in den Niederlanden und einer deutschen Zweigstelle in Köln. Allerdings scheint diese Abspaltung aufgrund des hohen Alters von Herrn Van den Kuyp keine lange Dauer gehabt ihren Gründer nicht lange überlebt zu haben.

Anfang der 80er Jahre löste sich unter Leitung von Joachim Schulz in Freiburg i.Br. eine Gruppe von Schülern aus dem Lectorium Rosicrucianum. Auch hier schien damals der Eindruck maßgebend zu sein, daß die Organisation gar keine echte ,Geistesschule" mehr darstelle. Diesem Problem versuchte man zu begegnen, indem die neue Gruppe zur Reinerhaltung der eigentlichen ,Mysterienschule" den Vorhof vergrößerte und sich in erster Linie als Lebensschule verstand. Dies sollte der Titel ,Institut für Biosophie" ausdrücken.8 Unter diesem Namen wurden sowohl öffentliche Veranstaltungen wie auch Tempeldienste für Mitglieder der Gemeinschaft angeboten. Nach etwa 10 Jahren zerfiel die Gruppe wieder. Der größere Teil einschließlich Joachim Schulz kehrten zum Lectorium Rosicrucianum zurück, andere schlossen sich der Esoterischen Gemeinschaft der Rosenkreuzer Sivas an.9

Im Raum Braunschweig spaltete sich 1978 eine ca. 40 Personen starke Gruppe unter Leitung des Ehepaares Gottschalk ab. Herr Gottschalk hatte in den 50er und 60er Jahren den Buchvertrieb des Lectorium Rosicrucianum geleitet. Diese Gruppe ist noch aktiv, tritt aber kaum nach außen in Erscheinung.

Einen anderen größeren Verlust mußte das Lectorium Rosicrucianum Mitte bis Ende der 80er Jahre im Ruhrgebiet hinnehmen, als das Leiterehepaar des Zentrums Essen, das zugleich auch die Leitung des Jugendwerkes in Norddeutschland innehatte, zusammen mit etwa 40-50 weiteren Mitgliedern ausschied. Im Gegensatz zu den anderen beschriebenen Trennungen kam es hier aber nicht zu einer eigenen Gruppenbildung.

 

Apokalyptik

Die Lehre des Lectorium Rosicrucianum enthält auch eine gewisse eschatologisch-apokalyptische Dramatik. Bemüht sich der Mensch nicht um die Befreiung aus der Dialektik, so folgt ein immer tieferes Hinabsinken aus der Dialektik in einen noch tieferen Nadir und es entwickeln sich ,Dämonismus, Satanismus und Irrsinn mit den schrecklichsten Folgen."10 Spätestens in sechs- bis siebenhundert Jahren wird ein Leben auf unserer Erdkugel nach den heutigen Begriffen nicht mehr möglich sein.11 Um diesen Fall zu verhindern, initiiert die gnostische Lichtbruderschaft immer dann, wenn ein solcher tieferer Nadir droht, einen ,Blutsturz der Natur nach", durch den die Spannungen abreagiert werden können. Zu diesem Zweck wird in Katastrophen, Unfällen und Kriegen viel Blut vergossen. Reicht auch das nicht, dann wird in einer gewaltigen kosmischen Revolution ,die gesamte Menschheit liquidiert, auf die radikalste Weise. [...] Der Logos läßt dann ganze Kontinente verschwinden."12 Das ist die degenerative neben der regenerativen Wirkung des Gesetzes, das zerbrechende neben dem aufbauenden Werk der Geistesschule.

,Wer nicht zur Auferstehung kommen kann, bleibt nicht sich selbst überlassen, sondern wird zu seiner Erhaltung zerbrochen gemäß dieser Natur, vielleicht mit vielen Millionen. [...] Es gibt auch eine ganze Schar von Arbeitern, die auch an dem zweiten Prozeß mitwirken, wenn es sich als notwendig erweist, wenn nämlich ein Blutsturz gemäß der Natur neue Möglichkeiten zur Erhaltung schafft. Es gibt viele Gestalten, die im gegebenen Moment von der Hierarchie in diesem Sinn beeinflußt werden."13

Auf diese Weise bewegt sich die kosmische Geschichte in großen Zyklen des Entstehens und Vergehens, von Aufstieg und Fall, wobei in jeder Periode seitens der Lichtbruderschaft ein großangelegter Befreiungsversuch der Menschheit unternommen wird. In dieser Periode ist die Zeit, die der gegenwärtigen Menschheit verbleibt, um sich auf dem von der Geistesschule gewiesenen Pfad der Erlösung zuzuwenden, nicht unbegrenzt.

,Die Welt ist nämlich in eine neue Periode eingetreten; um es genau zu formulieren, geschah es, nach der Chronologie der großen Pyramide von Gizeh, am 20. August 1953. An diesem Tag hat die neue Periode begonnen, und sie wird bis zum Dezember des Jahres 2001 dauern. Sie umfaßt also einen Zeitabschnitt von 48 Jahren, die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts.14

In dieser Zeit bringt eine besondere elektromagnetische Atmosphäre außergewöhnliche Möglichkeiten der Befreiung, aber auch Gefahren bei negativer Reaktion mit sich.15 Wenn die gegenwärtige Ernteperiode ihrem Ende zugeht und alle transfigurierten Mitglieder des magnetischen Körpers der Geistesschule mit den Einwohnern von Shamballa in das Universelle Königreich aufgenommen werden, trennen sich die beiden bislang gemeinsam existierenden Daseinsfelder, das göttliche und das menschliche, voneinander. Ein Übergang von dem einen in das andere wird dann nicht mehr möglich sein.16 Die verbleibende dialektische Menschheit eilt dann einer unaufhaltsamen kosmischen Katastrophe entgegen, nach der wieder ein neuer Offenbarungstag mit einem neuen Rettungsversuch der Universellen Bruderschaft anbrechen kann.

Faktisch spielen diese Lehraussagen im praktischen Leben heutiger Mitglieder keine erkennbare Rolle.

Der magnetische Körper der Geistesschule

Der magnetische Körper der Geistesschule hat die Form einer Kugel mit zwei magnetischen Polen. Der Südpol ist die strebende, kämpfende Gruppe, die ,kämpfende Kirche auf Erden". Der Nordpol ist dagegen der ,Brennpunkt, der die innerlichen Möglichkeiten und Kräfte anzieht und in zunehmendem Maß strahlt, wenn die kämpfende Gruppe Erfolg hat, und der erlischt, wenn es nicht der Fall ist" - das Vakuum von Shamballa.17 Die Entwicklung der Geistesschule zu einer solchen magnetischen Kugel hat sich in 7 Phasen abgespielt:

1. Anfang der Gruppenbildung,
2. Beginn der gnostischen Berührung,
3. Entwicklung der gnostischen Strahlung,
4. Durchbruch und die Bildung des Vakuums von Shamballa,
5. Verbindung mit der magnetischen Kette,
6. Entwicklung des neuen Lebensfeldes,
7. vollkommene Befreiung.18

Wenn die Gruppenbildung die 5. Stufe erreicht hat, kommt es zur Aufnahme in die Universelle Kette der gnostischen Bruderschaften:

,Es ist eine enorme, komplizierte Himmel-Erde, in die jeder magnetische Körper, der in der Gnadenkraft der Gnosis entstanden ist, aufgenommen wird, und zwar nicht angeschlossen wird wie ein Glied, sondern eingeschlossen in das Gesamte, so daß daraus ein stets mächtiger werdender Zusammenschluß von Kräften entsteht, die später alle in einer Einheit aufgehen."19

Jan van Rijckenborgh schrieb, daß für das Lectorium Rosicrucianum diese Aufnahme am 20. August 1953 erfolgt sei.

 

Asketisches Leben: Vegetarismus und Sexualität

Die Forderung des Vegetarismus gilt als ,für den Kandidaten auf dem Weg zum Schülertum selbstverständlich, nüchtern und nicht ungewöhnlich". Wenn der Schüler ,über eine so selbstverständliche Forderung straucheln sollte, wenn er schon in dieser Beziehung widerstreben würde, dann wäre ein weiteres Streben nach dem Prozeß der Wiedergeburt nur schöner Schein und Illusion."20 Eingebettet sind diese Forderungen in einen größeren heilsgeschichtlichen Rahmen. Nach dem Fall hatte sich nämlich die Ernährungsweise in einer Abfolge von sieben Stufen allmählich bis auf das gegenwärtige Niveau verschlechtert. Dies vollzog sich folgendermaßen:

,1. Die Früchtediät, aus den Erzeugnissen des Pflanzenreiches zusammengestellt;
2. die Pflanzendiät;
3. Hinzufügung der Produkte lebender Tiere;
4. Hinzufügung von Fleisch getöteter Tiere;
5. Hinzufügung von Alkohol, was Benebelung des Denkvermögens verursacht;
6. Hinzufügung von Nikotin, wodurch Degeneration der aurischen Sphäre und Betäubung des Nervenlebens, des Bewußtseinslebens entsteht;
7. Hinzufügung synthetischer Nahrung und synthetischer Arzneimittel; diese verursachen Störungen im Ätherkörper durch die Mineralisierung der Lebensäther."21

In einem schrittweisen Prozeß soll der Schüler seine Ernährung umstellen und die sieben Stufen der Nahrungsentwicklung umkehren. Ab der 4. Stufe wird jedoch zu großer Vorsicht vor extremen Handlungen gemahnt, denn der irdische Körper fordert noch seinen Tribut.

 

Für einen noch in der dialektischen Welt befindlichen Menschen ist normales sexuelles Verhalten notwendig, denn auch hier handelt es sich um einen ,alchemisch-biologischen Prozeß". In der Dialektik erfolgt z. B. beim Mann eine Überproduktion von Samen. Wird dieser durch unnatürliche Askese zurückgehalten, kommt es zu negativen Folgen wie der Übersättigung an Äthern und astraler Kraft. Wenn jedoch der Schüler auf dem Pfad seine Ernährung entsprechend umgestellt und sich auch innerlich ganz auf das höhere Leben ausgerichtet hat, dann kommt ,der psychologische Moment", wo ,der Same, die Kernschöpfungskraft des menschlichen Organismus, mehr Übereinstimmung mit dem neuen Leben als mit dem alten hat". Dann endet auch die Überproduktion des Samens und dann ,muß das Gelöbnis des Zölibats abgelegt werden, allein schon um der Erhaltung willen".22 Eine ebenso deutliche Sprache sprechen die ,Bedingungen für die Aufnahme in das Bekennende Schülertum". Dort heißt es im Abschnitt II, der sich an die Seelengestalt wendet, unter Punkt 27:

,Für den bekennenden Schüler der Geistesschule dürfen keine sexuellen Probleme bestehen. [...] Sexualität ist, wie auch immer, ein astraler Zustand, der prozeßmäßig durch Seelenwachstum überwunden werden muß."

Prozeßmäßig bedeutet dabei schrittweise, nicht plötzlich von heute auf morgen, aber doch kontinuierlich und als Fernziel. Weiter heißt es dort:

,Der bekennende Schüler beginnt gleichwohl aus der neuen Schöpfungskraft zu leben und zu wirken. Deshalb bestehen für ihn prinzipiell keine sexuellen Probleme mehr. Der Schüler verwirklicht in seiner Manifestation lediglich eine natürliche Wirkung, die er nicht unterdrücken, sondern durch seine neue Seelenbeschaffenheit bekämpfen und - anhand der biblischen Gesetze - durch eine hohe Moral binden muß. Dann wird er zu seiner Zeit vollkommen der Sexualität entsteigen. Das wird zuerst dem Denken, dann dem Begierdenkörper und schließlich dem Lebens- und Stoffkörper nach geschehen. Es wird von dem bekennenden Schüler verlangt, daß er diesen Prozeß ,beginnt`. Dieser Beginn liegt in der Seele."23

Die Richtung ist damit deutlich vorgegeben, zugleich ist aber auch gesagt, daß das Ende der Sexualität im Stoffkörper an letzter Stelle steht - nicht umgekehrt. Dies soll vor radikalen Schritten bewahren.

Für einen noch in der dialektischen Welt befindlichen Menschen ist normales sexuelles Verhalten auch notwendig, denn auch hier handelt es sich um einen ,alchemisch-biologischen Prozeß". In der Dialektik erfolgt z. B. beim Mann eine Überproduktion von Samen. Wird dieser durch unnatürliche Askese zurückgehalten, kommt es zu negativen Folgen wie der Übersättigung an Äthern und astraler Kraft. Wenn jedoch der Schüler auf dem Pfad seine Ernährung entsprechend umgestellt und sich auch innerlich ganz auf das höhere Leben ausgerichtet hat, dann kommt ,der psychologische Moment", wo ,der Same, die Kernschöpfungskraft des menschlichen Organismus, mehr Übereinstimmung mit dem neuen Leben als mit dem alten hat". Dann endet auch die Überproduktion des Samens und dann ,muß das Gelöbnis des Zölibats abgelegt werden, allein schon um der Erhaltung willen".24 Eine ebenso deutliche Sprache sprechen die ,Bedingungen für die Aufnahme in das Bekennende Schülertum". Dort heißt es im Abschnitt II, der sich an die Seelengestalt wendet, unter Punkt 27:

,Für den bekennenden Schüler der Geistesschule dürfen keine sexuellen Probleme bestehen. [...] Sexualität ist, wie auch immer, ein astraler Zustand, der prozeßmäßig durch Seelenwachstum überwunden werden muß."

Prozeßmäßig bedeutet dabei schrittweise, nicht plötzlich von heute auf morgen, aber doch kontinuierlich und als Fernziel. Weiter heißt es dort:

,Der bekennende Schüler beginnt gleichwohl aus der neuen Schöpfungskraft zu leben und zu wirken. Deshalb bestehen für ihn prinzipiell keine sexuellen Probleme mehr. Der Schüler verwirklicht in seiner Manifestation lediglich eine natürliche Wirkung, die er nicht unterdrücken, sondern durch seine neue Seelenbeschaffenheit bekämpfen und - anhand der biblischen Gesetze - durch eine hohe Moral binden muß. Dann wird er zu seiner Zeit vollkommen der Sexualität entsteigen. Das wird zuerst dem Denken, dann dem Begierdenkörper und schließlich dem Lebens- und Stoffkörper nach geschehen. Es wird von dem bekennenden Schüler verlangt, daß er diesen Prozeß ,beginnt`. Dieser Beginn liegt in der Seele."25

Die Richtung ist damit deutlich vorgegeben, zugleich ist aber auch gesagt, daß das Ende der Sexualität im Stoffkörper an letzter Stelle steht - nicht umgekehrt. Dies soll vor radikalen Schritten bewahren.

 


1. Mitteilung im Eckstein Nr. 20, November 1951, 3.

2. Pentagramm 4/1987, 37.

3. Pentagramm 3/1989, 38.

4. Pentagramm 6/1990, 32.

5. Pentagramm 3/1993, 22.

6. Pentagramm 6/1994, 2.

7. Vgl. die Darstellung der Vorgänge in der Zeitschrift ,Eckstein". Das Eckstein-Heft vom Oktober 1951 schildert die Gründe für die Abtrennung und die Ausgaben vom November bis Januar zeigen die beginnende organisatorische Verwirklichung des Projektes.

8. Vgl. zu den Zielsetzungen der Gemeinschaft die Einführungsbroschüre ,Eine Lebensschule stellt sich vor. Anliegen, Zielsetzung. Programm, hrsg. vom Institut für Biosophie, Freiburg 1986.

9. Nach Informationen von E. Gerstmann.

10. Die Anthropoiden unter den Affen waren demnach auch einst richtige Menschen, die infolgedessen weit degeneriert sind. (Rijckenborgh: Elementare Philosophie, 194 f.).

11. Rijckenborgh, Jan van; Petri, Catharose de: Die große Umwälzung, Haarlem 1992, 7.

12. Rijckenborgh: Elementare Philosophie, 195.

13. Rijckenborgh: Elementare Philosophie, 196.

14. Rijckenborgh: Die Gnosis in aktueller Offenbarung, 30.

15. Jan van Rijckenborgh, Das Universelle Heilmittel, Haarlem 1990, 20 f.

16. Vgl. Rijckenborgh: Der Kommende Neue Mensch, 19.

17. Rijckenborgh: Die Gnosis in aktueller Offenbarung, 110, vgl. auch 88 f. Einen derartigen magnetischen Körper soll übrigens jede Vereinigung von Menschen mit dem gleichen Ziel ausbilden (109).

18. Rijckenborgh: Die Gnosis in aktueller Offenbarung, 113.

19. Rijckenborgh: Die Gnosis in aktueller Offenbarung, 140.

20. Rijckenborgh: Elementare Philosophie, 162. Diese Ausführungen verleihen den asketischen Forderungen auch etwas von dem Charakter einer Zugangsschwelle zum Lectorium Rosicrucianum mit einer Erprobung der Verzichtsfähigkeit.

21. Rijckenborgh: Elementare Philosophie, 167 f.

22. Pentagramm 2/1990, 6 f.

23. Lectorium Rosicrucianum, Bedingungen für die Teilnahme am bekennenden Schülertum der Geistesschule des Goldenen Rosenkreuzes, 9.

24. Pentagramm 2/1990, 6 f.

25. Lectorium Rosicrucianum, Bedingungen für die Teilnahme am bekennenden Schülertum der Geistesschule des Goldenen Rosenkreuzes, 9.


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