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Rosicrucian Fellowship (Max Heindel)

  1. Max Heindel in Deutschland - die andere Version
  2. Anfänge in Deutschland I: Streit mit Hugo Vollrath
  3. Anfänge in Deutschland II: nach dem 2. Weltkrieg
  4. Kosmogonie: die sieben Perioden
  5. Die schöpferischen Hierarchien
  6. Sieben Welten und sieben Körper
  7. Das Ernährungskonzept Max Heindels
  8. Tempeldienst (Temple Service) der Rosicrucian Fellowship
  9. Max Heindel und Rudolf Steiner: Die RE-DEDICATION der 2. Auflage

Max Heindel in Deutschland - die andere Version

Eine etwas andere Darstellung der Ereignisse in Deutschland als die Rosicrucian Felloswhip selbst liefert Horst E. Miers.

Nach seinen Mitteilungen nahm Max Heindel in Berlin etwa ein Jahr lang an den geheimen Schulungszyklen Steiners innerhalb der Esoterischen Sektion der Theosophischen Gesellschaft teil. Heindels Anwesenheit blieb nicht unbemerkt (er war immerhin Vizepräsident der Theosophischen Gesellschaft in Kalifornien gewesen), und verschiedene Personen versuchten ihn ,für ihre Zwecke dienstbar zu machen". Dies waren:

,Allen gemeinsam war nur die Abneigung gegenüber Rudolf Steiner. Franz Hartmann schließlich gelang es, H[eindel] für die Rosenkreuzer-Idee (von der auch Steiner sprach) zu gewinnen, u. Vollrath sicherte sich das Abdruckrecht der Heindel-Bücher in Deutschland. Indes konnte H[eindel] nicht alle Geheimnisse Steiners, der gerade Großmeister des Misraim-Ritus geworden war, erfahren, fuhr in die USA zurück und veröffentlichte dort, entgegen dem Rudolf Steiner gegebenen Versprechen,1 unter seinem eigenen Namen die Fragmente der Steinerschen Zyklen."2

Miers bemüht sich in seiner Darstellung offensichtlich, die verschiedenen überlieferten historischen Notizen zu einem Gesamtgefüge zu verbinden. Eine derartige gemeinsame Anti-Steiner-Verschwörung der genannten Personen um Max Heindel ist aber aus den Akten nicht belegbar. Daß sich Hübbe-Schleiden um Heindel bemüht hätte, ist aus seinem Nachlaß nicht ersichtlich.3 Eine Verbindung zu Franz Hartmann ist hingegen durch die Übernahme des Rosenkreuzes aus Hartmanns ,Abenteuer unter Rosenkreuzern" als Symbol für die Rosicrucian Fellowship wahrscheinlich. Eine Beziehung zu Surya ist möglich aber nicht gesichert. Lediglich die Kontakte zu Vollrath sind vielfach belegt.

Als sicheren Kern läßt sich festhalten, daß Heindel die entscheidenden Impulse und Inhalte seiner ,Weltanschauung der Rosenkreuzer" in Deutschland vermittelt bekam.

 

Anfänge in Deutschland I: Streit mit Hugo Vollrath

Hugo Vollrath gab sich als Sekretär der Rosenkreuzergesellschaft für Deutschland aus und kassierte als solcher Beiträge, ohne davon etwas nach Oceanside abzuführen. Das Zentralblatt für Okkultismus zeichnet ein Bild von diesen Vorgängen.

Im Heft 5 vom November 1919 wird unter der Überschrift ,Falsche Rosenkreuzer" von einem Johannes Balzli berichtet, daß Vollrath bereits seit sieben Jahren ,unter dem fingierten Namen Walter Heilmann als ,Sekretär` einer nur in seiner Einbildung bestehenden ,Rosenkreuzer-Gesellschaft` in Deutschland" auftritt und ,Beiträge unter diesem falschen Namen" einkassiert, salbungsvolle Meister-Briefe und großspurige Aufnahme-Diplome und okkulte Übungen, die ,sein Sozius B. Y. R. ein Ignorant alltäglichster Art, fabrikmäßig anfertigt", verschickt. Ebenso würde Vollrath, der sich auch ,Dr. Johannes Walther in Friedenau" genannt habe, ,für ein ebenfalls nur auf dem Papier bestehendes ,Theosophisches Hauptquartier ad interim" agitieren.4 Unter der Überschrift ,Neue Heldentaten des ,Rosenkreuzers`" wird im Heft 7 vom Januar 1920 mitgeteilt, Heilmann habe es verstanden, ,aus kleinen und kleinsten Spenden das Sümmchen von 22 000 Mark zusammenzuschnorren". Im Märzheft 1920 veröffentlicht Balzli dann einen ,Aufruf an alle durch Heilmann-Vollrath geschädigten Personen", sie sollen ihre Ansprüche gegen ihn geltend machen und als Getäuschte ihre eingezahlten Gelder zurückerhalten.5 Der Höhepunkt der Anklage folgt jedoch erst in Nr. 10 vom April 1920, in dem Johannes Balzli vier Seiten lang gegen Vollrath zu Felde zieht. Seine teilweise heftigen Beschimpfungen müssen hier nicht im einzelnen wiederholt werden. Das Theosophische Hauptquartier ad Interim und die ,Rosenkreuzer-Gesellschaft in Deutschland" sind für ihn ,ein Schandfleck für die okkultistische Bewegung, an dessen Vertilgung jeder ehrliche Gesinnungsfreund energisch mitarbeiten muß".6 Verständlich wird diese Auffassung aus einem ,Meisterbrief an Frau Selma Jäger in Lieberose bei Kottbus", den Heilmann ihr am 2. August 1920 geschrieben haben soll und der im Zentralblatt für Okkultismus abgedruckt wurde.7 Dieser Brief enthält allerdings die Anklagepunkte (Größenwahn, Geldgier, sexuelle Ausschweifungen) in solch einer reinen Form, daß Zweifel an seiner Echtheit aufkommen. Jedoch stimmten auch andere Persönlichkeiten wie Karl Brandler-Pracht sowie der Inhaber der Verlagsrechte Hartmanns und Vorsitzende der ,Theosophischen Gesellschaft in Deutschland", Arthur Weber, in den Chor der Vollrath-Geschädigten ein. In Reaktion auf diese Angriffe hat Hugo Vollrath Herrn Balzli mit 7 Beleidigungsklagen überzogen und sich darauf berufen, von der Rosicrucian Fellowship in Kalifornien offiziell mit der Vertretung in Deutschland beauftragt worden zu sein.

Der folgende Brief stellt den Charakter dieser Verbindung klar und ist mit der darin ausgesprochenen Trennung von Vollrath als einzigem deutschen Vertreter zugleich aber auch das Dokument der Auflösung einer eigenständigen Arbeit in Deutschland vor dem Neubeginn um 1927.

Oceanside, 2. September 1920

Geehrter Herr!

In Beantwortung Ihres Schreibens vom 8. August wünschen wir zu sagen:

1. Herr Walter Heilmann ist keineswegs unser Bevollmächtigter in Deutschland. Wenn er eine sogen. ,rosenkreuzerische" Centrale in Deutschland gegründet hat, so hat er dies aus eigener Machtvollkommenheit und gegen unser Wissen und Wollen getan. Sie müssen bedenken, daß wir während der Kriegsjahre von allem Verkehr mit Deutschland abgeschnitten waren und daher über Herrn Heilmanns Tun und Treiben nicht unterrichtet sein konnten.

2. Die Tatsache, daß Herr Heilmann sich als ,Älterer Bruder" ausgibt, sollte Ihnen genügender Beweis sein, daß er nicht von uns autorisiert ist, denn wie Sie aus unserer Literatur wissen, sind die wahrhaftigen ,Älteren Brüder" außerordentlich hohe Wesen, die unerkannt in der Welt wirken, deren Namen niemand weiß, und die nur dem Eingeweihten als Meister oder Lehrer sich kund geben. Wer sich öffentlich Älterer Bruder nennt, ist keiner.

3. Walter Heilmann ist nicht ermächtigt, Gelder für die Rosenkreuzer-Gesellschaft anzunehmen. Wenn unsere Freunde uns Beiträge senden wollen, müssen sie diese direkt an Headquarters in Oceanside schicken.

4. Die Rosenkreuzer-Gesellschaft folgt nur den Lehren unseres Heilandes Jesus-Christus, wie sie esoterisch in Max Heindels Büchern dargelegt sind. Wer andere Lehren mit diesen vermischt, gehört nicht zu uns.

5. Wir haben, erst ganz kürzlich durch Zusendungen gewisser Druckschriften erfahren, wie weit die Irrlehren Walther Heilmanns gehen, und können nur emphatisch wiederholen, daß wir nichts mit solchen dunklen und unreinen Bestrebungen zu tun haben.

6. Wenn Herr Heilmann mit dem Rosenkreuzer-Namen Mißbrauch treibt, so kann das unserer Bewegung, die stark, rein, groß und mächtig dasteht, wenig anhaben.

7. Wer sich von solchen Lehren wie den von Herrn Heilmann vertretenen, irreführen läßt, ist kein ernster Wahrheitssucher.

Unsere Verbindung mit Herrn Heilmann vor dem Kriege war kein andere, als daß er unsere Schriften zu vertreiben hatte. Nach den letzten Aufklärungen über ihn haben wir auch diese Verbindung abgebrochen. Wir lehnen jegliche Verantwortung für ihn und sein Treiben ab. Die Freunde unserer Lehre in Deutschland sollen sich direkt mit uns in Verbindung setzen, dann könnten keine Mißverständnisse aufkommen."8

 

 

Anfänge in Deutschland II: nach dem 2. Weltkrieg

Die Neugründung erfolgte am 21./22. Juni 1947 in Darmstadt. Georg Vollmer wurde Vorsitzender der Gesellschaft und Schriftleiter des Mitteilungsblattes ,Das Rosenkreuz", dessen erste Nummer im August 1947 erschien.

Der weitere Aufbau vollzog sich nicht frei von Krisen. Im Juni 1949 trat Georg Vollmer ,wegen Arbeitsüberlastung" (eine bei den führenden Mitarbeitern der Rosenkreuzer-Gemeinschaft häufig zu findende Begründung) vom Vorsitz zurück, um sich fortan nur noch der Darmstädter Studiengruppe zu widmen. Die Zentralstelle wurde unter Leitung von Ludwig Daum wieder nach Seeheim an der Bergstraße verlegt. Jedoch begann sich seit Dezember 1953 eine Spaltung abzuzeichnen. Ludwig Daum und Frau Hoek waren nicht nur in der Rosenkreuzer-Gemeinschaft engagiert, sonden zugleich deutsche Vertretung einer amerikanischen esoterischen Organisation namens ,Sanctilean-Stiftung" bzw. ,Sanctilean-University", die sich als Vertretung der ,Hra Maiak-Offenbarung, der Zweimalgeborenen, der Loge der aufgestiegenen Meister und Werkleute mit Licht" verstand.9 Von dieser Position aus traten sie dafür ein, die Rosenkreuzer-Gemeinschaft in ,Westliche Schule für christliche Mystik" umzubenennen und die Eintragung der Rosenkreuzer-Gemeinschaft im Vereinsregister zu löschen. Eine entsprechende schriftliche Abstimmung soll auch ,mehr als Dreiviertel Stimmenmehrheit" für die Auflösung der Rosenkreuzer-Gemeinschaft und die Übernahme durch die Sanctilean-University erbracht haben. Die sofortige Intervention von Georg Vollmer beim Amtsgericht Darmstadt bewirkte, daß eine erneute, diesmal persönliche Abstimmung der Mitglieder erforderlich sei, die nun eine Mehrheit für den Weiterbestand der Gesellschaft erbrachte.

Die Leitung übernahm nun wieder Georg Vollmer und die Zentrale zog wieder nach Darmstadt, die Schriftleitung des Mitteilungsblattes übernahm zunächst wieder Hugo Petzold. Neben der Betreuung der Studierenden bemühte man sich in den folgenden Jahren vor allem um die Herausgabe von Heindels Schriften in deutscher Sprache. Diese Arbeiten wurden durch zinslose Darlehen der Mitglieder ermöglicht. Große Probleme bereitete es der Gemeinschaft, einen Nachfolger für Georg Vollmer zu finden. Zwar hatte er selbst sich schon rechtzeitig darum bemüht, als sich jedoch niemand auf die Ausschreibung im Mitteilungsblatt meldete, wurde die Sache ,unseren geistigen Freunden und Initiatoren unseres Werkes" anheimgestellt, in der Hoffnung, ,dann werden sich die erforderlichen Wege auftun". So kam der Tod von Georg Vollmer am 8. Januar 1971 für die Mitglieder doch überraschend und die Arbeit wurde fortan von einem Team weitergeführt.

Kosmogonie: Die sieben Perioden

  1. Saturnperiode:
    Ihr Charakter war die Wärme. Die Menschheit von damals hatte dementsprechend auch nur einen Wärmekörper. Die Wärmekörper aller Lebewesen bildeten den Planeten, ,so wie eine Himbeere aus einer großen Zahl kleiner Himbeeren besteht."10 Das Bewußtsein dieser Periode war das der heutigen Mineralien: ein tiefer Trancezustand der Unbewußtheit. In der Saturnperiode wurden die Grundlagen für den physischen Körper des Menschen gelegt und das höchste Geistige Prinzip im Menschen, der göttliche Geist erweckt.11
  2. Sonnenperiode:
    Der Weltenkörper der Sonnenperiode war ein glühender Lichtkörper von gasiger Zusammensetzung. Seine Bewohner waren bereits sinnesbegabte Wesen, die Eindrücke aufnehmen und überarbeiten konnten. In dieser Periode wurden die Grundlagen für den Lebensleib des Menschen gelegt: für Wachstum und Fortpflanzung, Drüsen etc. Auf der geistigen Seite kam der Lebensgeist hinzu. Das Bewußtsein entsprach inzwischen dem eines traumlosen Schlafes. Der Mensch durchlebte hier gewissermaßen sein Pflanzenstadium.
  3. Mondperiode:
    Grundcharakter dieser Entwicklungsstufe war die Feuchtigkeit. Sie entstand aus der Berührung des heißen feurigen Kerns mit der Kälte des Weltenraumes. In dieser Periode wurden die Keime für das Erwerben des Empfindungsleibes und zur Ausbildung des dritten Aspektes des dreifachen Geistes, des menschlichen Geistes (,Ego") gelegt.
  4. Erdperiode:
    Sie ist vergleichsweise ausführlich beschrieben, da sie unsere gegenwärtige Entwicklungsstufe darstellt. In ihr hat der Mensch sich bis auf den heutigen Stand entwickelt.
  5. Jupiterperiode:
    In dieser Periode wird der Mensch ein selbstbewußtes Bilderbewußtsein entwickeln. Gedanken und Ideen werden sichtbar. Der physische Leib ist dann vergeistigt und der Lebensleib ist der dichteste Träger des Menschen. Die Menschheit ist dann in der Lage, die Evolution des Pflanzenreiches zu lenken, während die Tiere mit ihrem Bewußtsein auf der (ehemals) menschlichen Stufe angekommen sind. Ein fünftes Element von geistiger Art wird dazukommen und sich so mit der Sprache verbinden, daß der gemeinte Inhalt mit übertragen wird und Mißverständnisse unmöglich werden.
  6. Venusperiode:
    Die Venusperiode führt die Entwicklung weiter, so daß die gegenwärtigen Mineralien die Tierstufe erreicht haben. Der Mensch hat inzwischen das gegenständliche, schöpferische Selbstbewußtsein erreicht, das ihm ermöglicht, ,seinen Bildern aus eigener Kraft Leben zu geben und sie als Gegenstände in den Raum zu stellen."12
  7. Vulkanperiode:
    Dies ist die letzte Stufe des gegenwärtigen Entwicklungsabschnittes. In ihr erreicht der Mensch das höchste geistige Bewußtsein. Dann ,wird er fähig sein, sich lebende, wachsende, fühlende und denkende Wesen so vorzustellen, daß sie ins Dasein treten."13

Die schöpferischen Hierarchien

Dabei handelt es sich um:14

1. Eine namenlose Hierarchie, die genauso wie die
2. namelose Hierarchie ihre Aufgabe bereits abgeschlossen hat und über die darum nichts weiter offenbart ist.
3. Seraphim
4. Cherubim
5. Herren der Flamme (,Throne")
6. Herren der Weisheit (,Kyriotetes")
7. Herren der Persönlichkeit
8. Herren der Form (,Exousiai")
9. Herren des Verstandes
10. Erzengel
11. Engel
12. Jungfräuliche Geister/Urgeister

Sieben Welten und sieben Körper

1) Physische Welt:

In ihr befinden sich die vier Ätherarten:

  1. Chemischer Äther (zuständig für Assimilation und Ausscheidung)
  2. Lebensäther (wirkt in den Fortpflanzungskräften)
  3. Lichtäther (regelt die Blutwärme und ermöglicht die Sinneswahrnehmungen)
  4. Rückstrahlender Äther (sammelt Rückstrahlungen von allem)

In dem letztgenannten Äther befindet sich ein unauslöschliches Abbild von allem, was jemals geschah. Es handelt sich dabei um Rückstrahlungen aus dem Gedächtnis der Natur. Davon hat er seinen Namen. Jedoch sind diese Rückstrahlungen mitunter undeutlich und verschwommen, so daß die darin enthaltenen Bilder nicht sehr zuverlässig sind. Spiritistische Medien beziehen ihr Wissen aus dieser Region. Der wirkliche und geübte Hellseher kann hingegen direkt aus dem Weltgedächtnis, das in viel höheren Regionen liegt, schöpfen und die Geschichte mit großer Genauigkeit ablesen.

 

3) Gedankenwelt:

Diese vier unteren Regionen beinhalten die Urtypen der unteren Welten. In der untersten, der ,Kontinentalen Region" befinden sich die Urtypen aller physischen Formen. Es sind dies die ,schöpferischen Urbilder", die ,die Körper der physischen Welt nach ihrem Ebenbild" bilden.15 Die zweite, die ,Ozeanische Region", enthält ,als Urbilder alle Kräfte, die durch die vier Äthergattungen der Ätherregion wirken."16 In der ,Luftregion" sind ,die Urbilder des Verlangens, der Leidenschaften, Wünsche, Gefühle und Gemütsbewegungen, wie wir sie in der Empfindungswelt erfahren" und in der vierten, der ,Region der Urtypenkräfte" befindet sich der menschliche Intellekt.

Lebensleib:

Mineralien haben keinen Lebensleib, deshalb wachsen sie nicht und können sich nicht fortpflanzen. Der Äther- oder Lebensleib verläßt den physischen Körper erst mit dem Tod. Ansonsten umragt er ihn etwa 4 cm, wobei dieser überragende Teil in der Farbe ,einer soeben aufgegangenen Pfirsichblüte" stark leuchtet.17 Er ist eine exakte Nachbildung des physischen Körpers. Jedes Organ hat in ihm seine Entsprechung. Eine Besonderheit besteht darin, daß der Lebensleib des Mannes weiblich bzw. negativ, während derjenige der Frau männlich bzw. positiv gestaltet ist.

 

Empfindungsleib:

Der Empfindungsleib der Tiere ist ,ausschließlich aus dem Stoff der dichten Regionen der Empfindungswelt gebildet". Darum bewegen sich ihre Gefühle ausschließlich ,um die Befriedigung der niedersten Wünsche und Leidenschaften".18

Der Empfindungsleib des Menschen gleicht ,einem leuchtenden, eiförmigen Körper, der den physischen Leib in den Stunden des Wachens so völlig umgibt wie das Eiweiß den Eidotter. Er erstreckt sich zwischen dreißig und vierzig Zentimeter über den dichten Körper hinaus."19 Sein Stoff ist in unablässiger Bewegung und bildet um die in ihm befindlichen Wahrnehmungszentren die Form von Wirbeln. Diese Sinneszentren lassen sich erwekken. Beim geübten Hellseher bewegen sich die Wirbel dann im Uhrzeigersinn, während sie bei einem Medium gegen den Uhrzeigersinn kreisen.20

Ernährungskonzept Max Heindels

Grundlegend für das Ernährungskonzept der Rosicrucian Fellowship ist die Beobachtung, daß der Mensch im Alterungsprozeß zunehmender Verdichtung ausgesetzt ist und im Laufe seines Lebens ,durch das Eingehen größerer Mengen kalkhaltiger, irdischer Materie" über das Blut allmählich den Organismus verstopft.21 Diese schließlich den Tod hervorrufende kalkhaltige ,erdige" Materie wird durch die Nahrung aufgenommen. Darum lautet die Aufgabe herauszufinden, ,welche Nahrungsmittel die geringste Menge an zerstörender Materie enthalten. Finden wir sie, können wir unser Leben verlängern."22

So gilt z. B. der Genuß von undestilliertem Wasser als ,der ärgste Feind des Menschen", weil es ,so viel kohlensaures Salz und andere Kalkverbindungen" enthält.23 Zur äußerlichen Anwendung ist es jedoch zu empfehlen, weshalb die Badewanne ,von denjenigen, die nach höheren Erkenntnissen streben, reichlich benutzt werden" sollte.24

 

Das Fleisch fleischfressender Tiere gilt als noch individualisierter als das pflanzenfressender Tiere. Wer sie ißt, bräuchte dafür den größten Teil seiner Zeit und wäre dennoch ,immer mager und hungrig. Wolf und Geier beweisen das."25 Insofern sprechen auch ernährungsökonomische Gründe gegen den Fleischverzehr.

Die Ernährungshinweise Max Heindels geraten jedoch nie gesetzlich, sondern sollen in erster Linie als Information über die zugrundeliegenden Zusammenhänge aufgefaßt werden, aus denen jeder selbst mit Rücksicht auf seine nicht plötzlich zu ändernden Gewohnheiten seine Schlüsse ziehen soll. Zu diesem Zweck dienen Nährwerttabellen, die für einzelne Nahrungsmittel ihre Nährwerte und damit ihre jeweiligen Vor- und Nachteile für die Ernährung darstellen.

Neben der Ernährung beeinflußt auch der Gemütszustand die Beschaffenheit des Organismus. So gelten für Max Heindel die weißen Blutkörperchen als Zerstörer des Organismus, die in Zeiten größten Ärgers durch die Wände der Arterien und Venen dringen und dann im Körper die Grundlage für die tötende irdische Materie bilden. Darum sei in dem Körper eines Menschen mit freundlicher Gemütsart bedeutend weniger irdische Materie als in dem eines Menschen mit düsterem Temperament.26

 

Die Betonung des Heilens als wesentliche Aufgabe des Rosenkreuzertums hat ihre Wurzeln bereits in der Ordensregel der Fama und wurde zuletzt von G. W. Surya mit seinen ,Modernen Rosenkreuzern" massenwirksam verbreitet. Grundsätzlich unterscheidet Max Heindel zwischen ,Kurieren", das sich nur der körperlichen Symptome annimmt, und ,Heilen", das die dahinterliegenden (geistigen) Ursachen erfaßt. Diese wahren Krankheitsursachen können von ihm theologisch als das Feuer des himmlischen Vaters beschrieben werden, durch das er verhärtete Zustände aufbricht, den Organismus läutert und von den Zuständen befreit, die die Verletzung der Naturgesetze mit sich gebracht haben.

,Wir können auch sagen, daß Krankheit ein Offenbarwerden unserer Unwissenheit, der einzigen Sünde ist, und Heilung ein Zeichen von richtig angewendeter Erkenntnis, in der allein das Heil liegt."27

Insofern hängt das Heil-werden von irdischer Krankheit mit der Erlösung unmittelbar zusammen. In Auslegung der Wunderheilungen Jesu findet Heindel drei Faktoren der Heilung:

,1. die Kraft von unserem Vater im Himmel,
2. der Heiler, und
3. der gehorsame Geist des Kranken, auf den die Kraft des Vaters durch den Heiler derart einwirken kann, daß sie alle körperlichen Krankheiten vertreibt."28

 

Tempeldienst (Temple Service) der Rosicrucian Fellowship

Nach dem Gesang von 4 Strophen der , Rosicrucian Fellowship Opening Hymn ", die von Max Heindel gedichtet wurde und deren Melodie zur Abstimmung auf die Venus in D-Dur gehalten ist, folgt auf die Enthüllung des Emblems der Rosicrucian Fellowship der Rosenkreuzer-Gruß: ein liturgisches Responsorium, das sich in dieser Form auch in den anderen rituellen Veranstaltungen wiederfindet:

Liturg: , My dear Sisters and Brothers: May the Roses bloom upon your Cross ."

Antwort: , And upon yours also. "

Die folgende kurze im Wortlaut festgelegte Ansprache mündet in einige Minuten der stillen Konzentration auf den Dienst an den Mitmenschen. Anschließend wird das Emblem wieder verhüllt, das Licht entzündet und die Lesung von einem Mitglied vorgetragen, das nach Möglichkeit das andere Geschlecht als der Liturg der Ansprache haben sollte. Dies können z. B. biblische Texte sein, aber auch anderes ist möglich.29 Die Lesung endet mit dem Gebet des , Rosicrucian Prayer ":

Not more of Light we ask, O God, but eyes to see what is;
Not sweeter songs, but ears to hear the present melodies;
Not greater strength, but how to use the power that we possess;
Not more of love, but skill to turn a frown to a caress;
Not more of joy, but how to feel its kindling presence near,
To give to others all we have of courage and of cheer.
No other gift, dear God, we ask, but only sense to see
How best the precious gifts to use we have received from Thee.
Give us all fears to dominate, all holy joys to know,
To be the friends we wish to be, to speak the truth we know;

To love the pure, to seek the good, to lift with all our might,

All souls to dwell in harmony in Freedom's perfect light.

 

Beschlossen wird der Gottesdienst mit vier im Stehen gesungenen Strophen der , Rosicrucian Fellowship Closing Hymn " und einer Abschiedsermahnung. Sie ruft dazu auf, beim Wiedereintreten in die materielle Welt die empfangenen hohen spirituellen Ideale dazu einzusetzen, Tag für Tag würdiger zu werden, um als selbstbewußte Kanäle für die Arbeit der Älteren Brüder an der Menschheit zur Verfügung zu stehen.

 

Max Heindel und Rudolf Steiner: Die RE-DEDICATION der 2. Auflage

Die schwierige Abgrenzung zwischen Abhängigkeit und Eigenständigkeit versucht in der 2. Auflage der ,Rosicrucian Cosmo-Conception" eine einseitige ,RE DEDICATION", die die Stelle der bisherigen Widmung an Rudolf Steiner und Alma von Brandis eingenommen hat, zu lösen. Darin heißt es:

, From the beginning of November, 1907, to the end of March, 1908, the writer devoted his time to the investigation of the teachings of Dr. Steiner, who was absent from Berlin nearly all that time. In the last of about six personal interviews with Dr. S. the writer mentioned that he had commenced a book along occult lines; a compendium of the teachings of the East and West.

Dr. S. then urged that if any of the teachings promulgated by him were used he ought to be mentioned as authority and source of information. In consequence the writer agreed to dedicate the work to Dr. Steiner ."

Daraufhin beschreibt Heindel seine persönliche Einweihung im Rosenkreuzertempel, die die eigentliche Quelle des Buches darstelle. Weiter heißt es:

,Therefore the unfinished manuscript for the book mentioned to Dr. Steiner was destroyed, but as the later and more complete teaching given by the Elder Brother corroborated the teachings of Dr. S. along main lines, it was thought better to dedicate the book to Dr. S. than seem a plagiarist. Of that there would have been small danger, however, for the plagiarist invariably gives less than the authority from whom he steals, and it will be found that in any case where previous works are compared with the present, this book will in all cases give more information.

The dedication has therefore been a mistake; it has led many people who merely glanced at the book to infer that it embodies the teachings of Dr. S. and that he is responsible for the statements made herein. Such inference is obviously unfair to Dr. S., and a careful perusal of pages 8 and 9 will show that it was never intended to convey such an idea. The writer does not see how to convey the true idea in a dedicatory sentence, hence has decided to withdraw the same, with an apology to Dr. S. for any annoyance he may be caused by the hasty conclusions concerning his responsibility for the Rosicrucian Cosmo-Conception."


1. Steiners ,esoterische" Zyklen waren damals geheim. Mir ist jedoch nicht bekannt, daß Steiner sich über einen Wortbruch Heindels beschwert hätte. Vgl. aber die Äußerung von Paula Hübbe-Schleiden.

2. Miers: Lexikon, 283.

3. Gegen eine Beteiligung Hübbe-Schleidens spricht, daß sich in seinem Nachlaß kein Hinweis auf einen direkten Kontakt zu Heindel finden läßt (vgl. Klatt: Der Nachlaß von Wilhelm Hübbe-Schleiden, Göttingen 1996). Lediglich seine Adoptivtochter berichtete ihm in zwei ihrer Briefe über Heindel (Klatt: Theosophie und Anthroposophie, 111).

4. Zentralblatt für Okkultismus, Nov. 1919, 234. Offenbar ist der Berichterstatter nicht über die tatsächliche Existenz der Rosicrucian Fellowship im Bilde, weist jedoch daraufhin, daß die Pseudonymität sicherlich nicht im Sinne derer ist, die Herrn Heilmann vertrauliche Briefe und Beiträge schickten. Auch sein Angriff auf Bo Yin Ra (Josef Anton Schneiderfranken), den er in Heft 6 der Zeitschrift weiter anklagt (283 f.), schießt über das Ziel hinaus und bedarf später, nachdem Gustav Meyrink sich für jenen engagiert hat, ausführlicher Entschuldigungen. (427 f.)

5. Zentralblatt für Okkultismus, März 1920, 428 f.

6. Zentralblatt für Okkultismus, April 1920, 471.

7. Zentralblatt für Okkultismus, August 1920, 87 f.

8. Abgedruckt im Zentralblatt für Okkultismus, 14. Jg., 1929/21, 5. Heft November 1920, 230 f.

9. 50 Jahre Rosenkreuzer-Gemeinschaft in Deutschland, 21.

10. Heindel: Weltanschauung der Rosenkreuzer, 214. Dieses Beispiel findet sich ebenso bei Rudolf Steiner, vgl. GA 99, 96.

11. Zur Saturnperiode vgl. Heindel: Weltanschauung der Rosenkreuzer, 214-219. Die Fakten zu den folgenden Perioden finden sich im Anschluß: Sonne 219-222, Mond 222-229.

12. Heindel: Weltanschauung der Rosenkreuzer, 435.

13. Heindel: Weltanschauung der Rosenkreuzer, 443.

14. Die Hierarchien 3-11 entsprechen namentlich und funktional weitgehend den von R. Steiner in der ,Geheimwissenschaft im Umriß" (GA 13), 160-167 geschilderten 9 Hierarchien.

15. Heindel: Weltanschauung der Rosenkreuzer, 49.

16. Heindel: Weltanschauung der Rosenkreuzer, 50.

17. Heindel: Weltanschauung der Rosenkreuzer, 60.

18. Heindel: Weltanschauung der Rosenkreuzer, 66.

19. Heindel: Weltanschauung der Rosenkreuzer, 67.

20. Abbildungen befinden sich dazu in Heindel: Weltanschauung der Rosenkreuzer, 67a-c. Ähnliche Bilder, z. T. auch farbig, sind bei C. W. Leadbeater: Der sichtbare und der unsichtbare Mensch, abgedruckt. Dies verdeutlicht noch einmal die enge Beziehung dieser Lehraussagen zur Theosophie.

21. Heindel: Weltanschauung der Rosenkreuzer, 460.

22. Heindel: Weltanschauung der Rosenkreuzer, 461.

23. Heindels Ratschlag, bei Urinbeschwerden ,nichts anderes als destilliertes Wasser" zu trinken, wurde in der neuen deutschen Übersetzung sicherheitshalber der Hinweis beigefügt, die innerliche Verwendung destillierten Wassers ,nur auf ärztliche Anweisung und stets unter ärztlicher Aufsicht erfolgen" zu lassen (Weltanschauung der Rosenkreuzer, 463). Dies ist auch notwendig, da sonst (besonders im Zusammenhang mit der propagierten vegetarischen Ernährung) Stoffwechselstörungen zu erwarten sind.

24. Heindel: Weltanschauung der Rosenkreuzer, 462. In seinem späteren Buch ,Okkulte Prinzipien der Gesundheit und Heilung" sah er sich jedoch genötigt, ein ganzes Kapitel den ,Gefahren des übertriebenen Badens" zu widmen.

25. Heindel: Weltanschauung der Rosenkreuzer, 479.

26. Heindel: Weltanschauung der Rosenkreuzer, 476.

27. Heindel: Okkulte Prinzipien, 56.

28. Heindel: Okkulte Prinzipien, 100.

29. Ein von mir besuchter Tempeldienst beinhaltete eine Lesung aus der esoterischen Evangelienharmonie ,Evangelium des vollkommenen Lebens".


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