Logo Neue Rosenkreuzer - Die Website zum Buch Impressum

Stellungnahmen in Frankreich

In Frankreich kamen die Rosenkreuzer zu einer gewissen öffentlichen Berühmtheit und waren quasi über Nacht in aller Munde, als im August 1623 Plakate an verschiedenen Stellen in Paris auftauchten, die in überschwenglichem Ton die Rosenkreuzer priesen.

,Wir, die Abgeordneten des ersten Kollegiums der Brüder des Rosenkreuzes weilen durch die Gnade des Allerhöchsten, dem das Herz des Gerechten sich zuwendet, sichtbar und unsichtbar in dieser Stadt. Wir zeigen und lehren ohne Bücher und Masken, wie man die Sprache jedes Landes sprechen kann, wo wir zu sein wünschen, um unsere Mitmenschen aus dem Irrtum des Todes herauszubringen."1

Diese Aktion, deren Hintermänner unbekannt sind, brachte einen doppelten Effekt mit sich: Große Popularität für die Rosenkreuzer auf der einen, aber auch Verfolgung vermeintlicher Rosenkreuzer auf der anderen Seite. Zu letzteren gehörte auch der Philosoph René Descartes (1596-1650) der bei seinem Aufenthalt in Deutschland um 1620 in Frankfurt (Main) von den Rosenkreuzern gehört hatte. Descartes interessierte sich zwar sehr für die Bruderschaft und bemühte sich intensiv um Kontakte, kam aber nach allen erfolglosen Versuchen zu dem Schluß, daß sie überhaupt nicht existiere. (Ob dabei die Erfahrung der Nichtexistenz der Rosenkreuzer ein Anstoß zur Herausbildung seines Prinzips des methodischen Zweifels2 oder hingegen diese Einschätzung selbst Ergebnis jenes Prinzips war,3 wird verschieden beantwortet.) Dennoch wurde er weiterhin verdächtigt, ein Mitglied der Bruderschaft zu sein. Daß ein solcher Verdacht nicht immer erfreulich war, zeigt eine andere anonyme Pariser Druckschrift aus dem Jahr 1926. Unter dem Titel , Examen sur la nouvelle et inconnue Cabale des Frères de la Croix-Rozée " bezichtigte sie die Rosenkreuzer des Satanismus und berichtete von ihrer vermeintlichen Hauptversammlung im Juni 1623 in Lyon sowie der darauffolgenden Vernichtung durch den Teufel.4 Ähnlich gelagert sind auch die Vorstellungen der anonymen Schrift , Effoyables Pactions faites entre le Diable et les prétendues Invisibles " (Paris 1923). Ihr zufolge haben sich die Rosenkreuzer die Fähigkeit, unsichtbar zu sein, durch verschlossene Türen zu gehen, geheime Gedanken zu lesen, durch Willenskraft an fremde Orte zu gelangen und fremde Sprachen zu sprechen durch einen Vertrag mit dem Satan und entsprechende teuflische und gotteslästerliche Akte erkauft.5

 


1. Darüber berichtet der Rosenkreuzer-Kritiker Gabriel Naudé: Instruction à la France sur la vérité de l'histoire des Frères de la Rose Croix, Paris 1623, 27; zit. nach Mervyn Jones, Die Rosenkreuzer, in: MacKenzie , Geheimgesellschaften, 130.

2. So Brecht: Johann Valentin Andreae, in: Greschat, Orthodoxie und Pietismus, 125.

3. So Edighoffer: Die Rosenkreuzer, 14f.

4. Edighoffer: Die Rosenkreuzer, 15.

5. McIntosh: The Rosicrucians, 50.


Home | Das Buch | Die Quellen | Material | Diskussion