Michael Maier entstammte dem Holsteinischen Rindsberg, wo er 1566 geboren wurde. Nach seiner Promotion zum Doktor der Medizin wirkte er zunächst als paracelsischer Arzt in Rostock. Später war er als Leibarzt am Hof Kaiser Rudolf II. tätig. Dort hatte er Kontakt zu vielen höfischen Alchemisten und Hermetikern, mit denen sich Rudolf II. umgeben hatte. Nach dem Tod Rudolfs wurde er Leibarzt von Landgraf Moritz von Hessen. Seine Spur verliert sich 1622 in den Wirren des 30jährigen Krieges in Magdeburg.
Maiers hermetisch-alchemistische Interessen lassen sich sehr gut aus seiner Sammlung von Emblemata unter dem Titel ,Atlanta fugiens", die 1618 bei dem Oppenheimer Verleger Theodor de Bry erschienen ist, ersehen. Dieses Buch, das zu einiger Berühmtheit gelangte, besteht aus einer Sammlung von 50 Kupferstichen aus der Werkstatt von Maiers Schwiegersohn, dem Kupferstecher Matthäus Merian (1593-1650), denen neben einer erläuternden Abhandlung jeweils auch ein Musikstück zugeordnet ist. Seinen Zugang zu den rosenkreuzerischen Schriften fand Maier ,nicht vom Standpunkt des Reformators oder philosophischen Weltverbesserers, sondern von dem des begeisterten Naturforschers und fanatischen Alchemisten".1 Der Alchemie galt sein Hauptinteresse. In diesem Sinn nannte man ihn auch den ,deutschen Hermes" und von dieser Thematik handeln zahlreiche seiner Veröffentlichungen. Direkt auf die Rosenkreuzer zu sprechen kommt Maier in seiner 1618 bei Luca Jennis in Frankfurt erschienenen ,Themis aurea", sowie in der im Jahr zuvor erschienenen Schrift ,Silentium post clamores". In ihr nimmt Maier zu dem Schweigen der Rosenkreuzer Stellung und bemüht sich dabei um ihre Verteidigung. Er versucht, ,das Stillschweigen der Fraternität damit zu erklären, daß die Brüder vorerst ihre Gegner zum vernünftigen Nachsinnen bringen und sie nicht zu weiteren Lästerungen reizen wollten".2
Obwohl Maier Deutscher war und große Teile seines Lebens in Böhmen zugebracht hat, ist sein Wirken durch seine vielfältigen Kontakte für den Übergang der Rosenkreuzer-Idee nach England bedeutsam. Nach seinen eigenen Angaben soll er zuerst 1611 in England von der rosenkreuzerischen Bruderschaft gehört haben.3 Neben den mehrfachen Reisen nach England und der Übersetzung von zwei englischen alchemistischen Traktaten in seinem ,Tripus Aureus" ist hier auch die freundschaftliche Beziehung zu Robert Fludd zu nennen, dessen Buch ,De Vita, Morte et Resurrectione" er unter dem Namen Rudolf Otreb herausgab.
Robert Fludd wurde 1574 in Milgrate (Kent) geboren und arbeitete später als Arzt in London, wo er 1637 starb. Über die Freundschaft mit Michael Maier kam er dazu, seine eindrückliche zweibändige ,Utriusque Cosmi Historia"4 in der Pfalz bei dem Verleger De Bry erscheinen und die Illustrationen von Merian stechen zu lassen, wofür er sehr genaue Vorlagen lieferte.5 Die Historia ist ein Versuch, die Harmonie des Kosmos in bildlichen Darstellungen auszudrücken. Die ,zwei Welten" beziehen sich auf die von Fludd vertretene Lehre von der Entsprechung des Makrokosmos mit dem Mikrokosmos.
Wie viele seiner deutschen Zeitgenossen versuchte auch Robert Fludd, durch die Publikation eigener Schriften mit der Bruderschaft der Rosenkreuzer in Kontakt zu treten. In seiner 1616 in Leiden erschienenen , Apologia Compendiaria, Fraternitatem de Rosae Cruce suspicionis & infamiae maculis asspersam, veritatis quasi Fluctibus abluens & abstergens " berichtet er, nach einem Verweis auf Hermes Trismegistos, wie er von den rosenkreuzerischen Manifesten und der Kritik Libavius' an ihnen hörte. Nun schickt er sich zur Verteidigung an. ,Er betont, daß die Brüder wahrhafte Christen seien, daß sie weder etwas mit schwarzer Magie noch mit Auflehnung zu tun haben. Sie hätten ihre Botschaft nicht so laut verkündet, wenn sie gottlose Menschen wären. Sie lehnen (genau wie die Lutheraner und Kalvinisten) den Papst ab, sind deswegen aber noch lange keine Ketzer. Vielleicht sind sie tatsächlich von Gott erleuchtet. Fludd bittet sie ernstlich, ihn in ihre Gesellschaft aufzunehmen."6
Die zweite Schrift mit dem Titel , Tractatus Apologeticus Integritatem Societatis De Rosae Cruce defendens "7 von 1617 verteidigt die Bruderschaft noch ausführlicher. Er bemüht sich wiederum konkret um eine Widerlegung von Libavius' ,Wolmeinendem Bedencken" und wendet sich darin gegen ,den Vorwurf der teuflischen Magie, der bösen Kabbala und der abergläubischen Sterndeuterkunst".8 Dabei unterscheidet er gute und böse Magie und betont, daß die Rosenkreuzer nur gute, natürliche Magie anwenden. Auch dieses Werk schließt mit dem Wunsch Fludds, der Fraternität angehören zu dürfen. Später muß er jedoch bekennen, ,daß er nie eine Antwort von dieser Brüderschaft erhalten habe, obwohl er glaube, daß ihre Pansophie und universelle Kenntnis der Natur seiner eigenen Philosophie gleiche. [...] Obwohl Fludd hier zu glauben scheint, daß die Bruderschaft des Rosenkreuzes tatsächlich bestehe, gibt er zu, daß er nie einen Bruder kennengelernt habe."9
3. Ron Heisler: The Forgotten English Roots of Rosicrucianism, The Hermetic Journal, 1992, zit. n. http://www.levity.com/alchemy/h_ros.html (13.4.1998 ).
4. Vollständiger Titel: Utriusque cosmi maioris scilicet et minoris mataphysica, physica atque technica historia, Bd. 1: De macrocosmi historia, Bd. 2: De microcosmi historia .
5. Roob: Alchemie & Mystik, 17. Fludd selbst führt die gute Qualität der Stiche als Grund für die Veröffentlichung im Ausland an. (Yates: Aufklärung, 89).